Was ist eine Rechtsschutzversicherung?
Schliessen Sie eine Rechtsschutzversicherung ab, sind Sie finanziell abgesichert, wenn es zu einer juristischen Auseinandersetzung kommt. Die Versicherung übernimmt zum einen die Kosten für einen Anwalt, zum anderen auch die Kosten für einen Prozess, wenn es mit der anwaltlichen Beratung nicht getan ist. Zudem zahlen auch viele Versicherungen Schadenersatz, wenn Sie gerichtlich zu einer Zahlung verpflichtet werden. Eine Rechtsschutzversicherung greift in beiden Richtungen, Sie können Sie also in Anspruch nehmen, wenn Sie selbst verklagt werden, aber auch, wenn Sie jemanden verklagen möchten.
Die meisten Anbieter von Rechtsschutzversicherungen bieten nicht nur finanziellen Beistand, sondern auch eine juristische Beratung, etwa per Hotline oder per Mail. So können Sie sich zu verschiedenen juristischen Themen beraten lassen und beispielsweise vor einer ernsthaften Auseinandersetzung herausfinden, ob sich diese überhaupt lohnt und Sie Chancen auf einen positiven Ausgang haben.
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Privater Rechtsschutz: In diese Fällen zahlt die Versicherung
Ein Tarif für privaten Rechtsschutz umfasst in der Regel bestimmte juristische Bereiche. Allerdings können sich diese Bereiche, je nach Anbieter und gewähltem Tarif, durchaus unterscheiden. Die meisten Tarife enthalten eine Deckung für Versicherungs- und Arbeitsrecht, ebenso für Vertragsrecht, Patientenrecht und Strafrecht. Weitere Deckungsbereiche sind natürlich möglich: Manche Rechtsschutzversicherungen bieten umfassende Tarife, die viele Rechtsbereiche abdecken, in anderen können Sie weitere Bereiche per Zusatzbaustein wählen. Bei der Auswahl sollten Sie deshalb einen genauen Blick auf die Leistungsbereiche der Versicherung werfen und sicherstellen, dass der gewählte Tarif die Bereiche abdeckt, die Ihnen wichtig sind.
Rechtsschutz für Familien
Eine private Rechtsschutzversicherung gilt immer für einen Haushalt, kann also für mehr als eine Person abgeschlossen werden. So können Sie mit nur einem Tarif Ihre ganze Familie absichern, ohne dafür zusätzliche Kosten zu tragen. Der Rechtsschutz umfasst allerdings immer nur den eigenen Haushalt, sollte Ihr Kind ausziehen oder Sie sich von Ihrem Partner trennen, muss diese Person dann einen eigenen Rechtsschutz abschliessen.
Zusatzbausteine im Rechtsschutz
Neben dem privaten Rechtsschutz gibt es noch weitere Bereiche, die eine Rechtsschutzversicherung abdecken kann. Diese Leistungen sind entweder in umfassenden Premium-Tarifen enthalten oder können den Basis-Tarif im Baukasten-Prinzip ergänzen. Natürlich ist es auch möglich, nur einen Tarif für ein bestimmtes Gebiet abzuschliessen, also zum Beispiel eine Verkehrsrechtsschutzversicherung zu wählen, auf den privaten Rechtsschutz aber zu verzichten. Bei Interesse an mehreren Gebieten lohnt es sich meist, diese bei derselben Versicherung abzuschliessen, da Tarif-Kombinationen oder Zusatzbausteine in der Regel günstiger zu haben sind als eine eigenständige Versicherung.
Immobilien-Rechtsschutz
Der Immobilien-Rechtsschutz bietet juristischen Beistand für Eigentümer und Mieter von Immobilien, zum Beispiel bei Streitigkeiten unter Nachbarn, mit den Mietern oder Vermietern oder auch mit der Baufirma, die die Immobilie gebaut hat. Besonders, wenn Sie mehr als eine Immobilie besitzen und Ihr Eigentum vermieten, ist eine Rechtsschutzversicherung für Immobilien dringend zu empfehlen, denn in diesem Bereich kommt es besonders häufig zu Konflikten.
Verkehrsrechtsschutz
Im Verkehrsrechtsschutz bekommen Sie Unterstützung bei allen Konflikten, die im Zusammenhang mit Ihnen als Teilnehmer am Strassenverkehr entstehen können, also beispielsweise nach einem Unfall mit einem anderen Verkehrsteilnehmer. Neben Anwalts- und Prozesskosten werden in den meisten Tarifen auch Schadenersatzzahlungen übernommen. Was viele nicht wissen: Um die Verkehrsrechtsschutzversicherung in Anspruch zu nehmen, ist das Führen eines Fahrzeugs keine Voraussetzung. Auch als Fussgänger haben Sie Anspruch auf die Leistungen des Verkehrsrechtsschutzes, sollte Ihnen im Strassenverkehr etwas zustossen.
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Cyber-Rechtsschutz
Ein relativ neuer Bereich bei den Rechtsschutzversicherungen ist der Cyber- oder Internetrechtsschutz. Dieser deckt die Kosten durch Schäden, die im Rahmen der Benutzung von digitalen Dienstleistungen entstehen können. Zum Beispiel haben Sie Anspruch auf finanzielle Unterstützung, wenn Sie Opfer eines Hacking- oder Phishing-Angriffs geworden sind und Ihnen dadurch ein finanzieller Schaden entstanden ist, weil Ihnen Geld entwendet wurde oder Sie eine teure Rechnung für die Wiederherstellung der Daten bezahlen müssen. Auch beim Online-Shopping springt die Versicherung ein, wenn Sie eine Ware nicht oder beschädigt erhalten haben. Einige Versicherer sind zusätzlich im Bereich Cyber-Mobbing aktiv und übernehmen Kosten für psychotherapeutische Behandlungen, die in einem solchen Fall nötig werden können.
Rechtsschutz für Selbstständige und Betriebe
Wer einen eigenen Betrieb hat oder selbstständig arbeitet, benötigt dafür einen eigenen Tarif im Rechtsschutz, denn der private Rechtsschutz greift in einem solchen Fall nicht. Je nachdem, in welchem Bereich Sie tätig sind, ist eine Rechtsschutzversicherung sogar dringend empfohlen, denn gerade in der Geschäftswelt kommt es häufig zu juristischen Konflikten mit zum Teil sehr hohen Streitwerten. Allerdings können Sie hier sparen, wenn Sie zum Beispiel den privaten Rechtsschutz und den betrieblichen bei derselben Versicherung abschliessen. Manche Versicherungen haben auch Kombi-Tarife im Angebot, die sowohl privaten als auch gewerblichen Rechtsschutz umfassen.
Gerade bei Tarifen, die auf ein spezielles Themengebiet zugeschnitten sind, kann es zu Überschneidungen mit anderen Versicherungen oder Vereinen kommen. So sind zum Beispiel Mieterinnen und Mieter auch über ihren Mieterverein abgesichert, manche Verkehrsvereine bieten auch bestimmte Leistungen im Rechtsschutz. Zwar handelt es sich dabei nicht um vollwertige Versicherungen, es kann sich aber lohnen, vor dem Abschluss den eigenen Schutz zu überprüfen: Eventuell ist ein Teilbereich bereits abgedeckt und Sie können die entsprechenden Leistungen aus Ihrem Rechtsschutz ausschliessen und dadurch die Prämie senken.
Kosten für Rechtsschutzversicherungen
Natürlich kann man über die Kosten für eine Rechtsschutzversicherung keine pauschale Aussage treffen, da zu viele verschiedene Komponenten eine Rolle spielen. Allerdings gibt es, je nach gewähltem Tarif, bestimmte Durchschnittswerte, an denen Sie sich orientieren können:
- Für eine private Rechtsschutzversicherung werden, je nach Deckungsbereich, zwischen 150 und 350 Franken pro Jahr berechnet.
- Eine Versicherung für Rechtsschutz im Strassenverkehr kostet meist zwischen 60 und 150 Franken.
- Kombi-Tarife sind in der Regel günstiger zu haben als einzelne Versicherungen. Haben Sie bereits einen guten Rechtsschutz, kann es sich lohnen, bei dieser Versicherung weitere Bereiche einzuschliessen, statt einen komplett neuen Vertrag abzuschliessen.
So viel kann ein Anwalt in der Schweiz kosten
Viele verzichten auf eine Rechtsschutzversicherung, weil Sie sich nicht darüber im Klaren sind, wie hoch die Kosten ausfallen können, wenn es zu einem Konflikt kommt. Wenn man allerdings einen Blick auf die Stundenlöhne von Anwältinnen und Anwälten in der Schweiz wirft, ändert sich diese Meinung recht schnell: Für einen guten Anwalt werden in der Schweiz in der Regel zwischen 200 und 500 Franken pro Stunde fällig.
Und mit wenigen Stunden ist es meist nicht getan: Lassen Sie sich ausführlich beraten, Schriftstücke verfassen oder sogar in einem Prozess begleiten, können so schnell Rechnungen über vier- oder sogar fünfstellige Beträge entstehen. Wenn Sie also nicht über entsprechend hohe Rücklagen verfügen und auch einen langen Prozess problemlos selbst zahlen können, ist eine Rechtsschutzversicherung eine gute Wahl.
In welchen Fällen die Rechtsschutzversicherung nicht zahlt
Zwar ist die Deckung einer Rechtsschutzversicherung in erster Linie davon abhängig, welche Gebiete diese umfasst und welche Leistungen vertraglich festgelegt sind, es gibt aber ein paar Situationen, in denen eine Deckung von vornherein ausgeschlossen ist. So werden in den folgenden Fällen keine Kosten übernommen:
- Sie möchten sich von Ihrem Partner scheiden lassen, der im gleichen Haushalt lebt. Da eine Rechtsschutzversicherung meist für den ganzen Haushalt gilt, sind Verfahren gegen andere Mitglieder des Haushalts generell von der Deckung ausgeschlossen.
- Sie begehen vorsätzlich eine Ordnungswidrigkeit oder Straftat: Absichtlich begangene Taten sind generell von der Deckung ausgeschlossen.
- Sie möchten den Anbieter der Rechtsschutzversicherung verklagen: Dies ist natürlich möglich, allerdings müssen Sie die Kosten dafür dann selbst tragen.
- Strafen und Bussgelder: Wird Ihnen von staatlicher Seite eine Strafe aufgebrummt, kommt eine Kostenübernahme durch die Rechtsschutzversicherung ebenfalls nicht in Frage.
- Internationale Gerichte: Verfahren vor internationalen Gerichten sind von der Deckung immer ausgeschlossen.
- Streik, Terror, Krieg und Naturkatastrophen: Auch bei globalen Ereignissen und daraus folgenden Auseinandersetzungen übernimmt die Rechtsschutzversicherung keine Kosten.
Die Deckungssumme in der Rechtsschutzversicherung
Beim Abschluss einer Rechtsschutzversicherung sollten Sie unbedingt darauf achten, wie hoch die Deckungssumme der Versicherung ist. Diese bestimmt nämlich, wie viele Kosten die Versicherung jährlich maximal übernimmt. Diese Summe ist unabhängig davon, wie hoch der Streitwert in einer Auseinandersetzung ist oder wie viel Sie tatsächlich bezahlen müssen. In Tarifen mit niedriger Deckungssumme kann es deshalb passieren, dass Ihnen in einem Prozess auf halbem Weg die finanziellen Mittel ausgehen oder Sie einen besonders günstigen Anwalt wählen müssen, um die Maximalsumme nicht zu überschreiten. Achten Sie also unbedingt darauf, dass die Deckungssumme Ihres Tarifs hoch genug ist, um damit auch einen kompletten Prozess zu finanzieren.
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Rechtsschutzversicherungen im Test
Im Jahr 2021 unternahm das Schweizer Institut für Qualitätstests (SIQT) einen Vergleich, um herauszufinden, welche Versicherung die besten Leistungen bietet und die zufriedensten Kunden hat. Natürlich sind Testergebnisse kein allein gültiges Kriterium bei der Auswahl, aber sie bieten doch einige Anhaltspunkte. Untersucht wurden die Kategorien „Tarife und Konditionen“, „Transparenz und Komfort“ sowie „Kundendienst“. Wichtig war dabei zum Beispiel, wie viel ein Tarif im Vergleich zu einem anderen mit vergleichbaren Leistungen kostet, wie gut und übersichtlich die Homepage aufgebaut war oder wie lange der Kundendienst benötigt, um die Antwort auf eine gestellte Frage zu liefern.
In den Kategorien „Tarife und Konditionen“ und „Transparenz und Komfort“ wechselten sich die Justis Versicherung und AXA auf den Plätzen eins und zwei ab, ebenfalls weit oben im Ranking fanden sich die Fortuna Versicherung, TCS, Elvia und Dextra. Etwas anders sah es beim Kundendienst aus, hier schnitt die Basler (baloise) am besten ab, gefolgt von der TCS Versicherung. Auf den weiteren Plätzen folgten Fortuna Rechtsschutz, Smile und Dextra.
Aus den genannten drei Kategorien errechnete das SIQT dann einen Gesamtsieger, der zusammengerechnet die höchsten Werte erzielt. Laut dieser Berechnungen waren 2021 die besten fünf Anbieter von Rechtsschutzversicherungen:
- JUSTIS
- Fortuna Rechtsschutz
- Dextra
- Elvia
- TCS
Möchten Sie sich an diesen Testergebnissen bei der Auswahl orientieren, sollten Sie allerdings auch Ihre individuellen Bedürfnisse berücksichtigen. Nehmen Sie den Kundendienst einer Versicherung zum Beispiel kaum in Anspruch, sollten Sie dies bei der Auswahl berücksichtigen. Denn Testergebnisse bieten zwar meist einen guten Überblick, am wichtigsten ist aber, dass der gewählte Tarif zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt. Lassen Sie sich deshalb bei der Auswahl Zeit und nutzen Sie solche Testergebnisse als Orientierung, nicht aber als alleiniges Auswahlkriterium.
Die Wartezeit in der Rechtsschutzversicherung
In jeder Rechtsschutzversicherung gibt es eine Wartefrist, die in der Regel zwischen 3 und 12 Monaten liegt. In dieser Zeit, die mit dem Abschluss des Vertrags beginnt, können Sie keine Leistungen abrufen. Dies soll verhindern, dass eine Versicherung neu abgeschlossen wird, um bei einem bereits laufenden Verfahren Unterstützung zu bieten.
Allerdings bieten die meisten Versicherer auch schon in der Wartezeit juristische Beratung durch eigene Instanzen, die Sie in Anspruch nehmen können, sobald der Vertrag geschlossen und gültig ist.
Freie Anwaltswahl: Vor- und Nachteile
Viel diskutiert wird darüber, ob die freie Anwaltswahl in einer Rechtsschutzversicherung nötig ist oder nicht. Beide Varianten haben nämlich Vor- und Nachteile:
In einem Tarif ohne freie Anwaltswahl wird Ihnen von der Versicherung ein Anwalt zugewiesen und Sie können nicht frei darüber entscheiden. Häufig steht bei dieser Variante der Verdacht im Raum, dass der Anwalt eher im Interesse der Versicherung als im Interesse des Versicherten arbeitet. Das ist zwar möglich, dabei wird aber gern übersehen, dass sich diese Interessen auch häufig überschneiden: Die schnelle Abwicklung eines Streitfalls ist natürlich für die Versicherung günstiger, doch auch für den Versicherten häufig zum Vorteil, da dieser sich ebenfalls lange Auseinandersetzungen mit geringen Erfolgsaussichten erspart.
Die freie Anwaltswahl bietet den Vorteil, dass Sie bei der Wahl Ihrer juristischen Vertretung freie Hand haben. Allerdings sind solche Tarife meist kostspieliger also solche ohne Anwaltswahl, zudem besteht hier die Gefahr, dass der Anwalt durch die Kostenübernahme der Versicherung unabhängig von der Aussicht auf Erfolg eher bereit ist, lange Prozesse in Kauf zu nehmen. Zudem kann es natürlich sein, dass insgesamt mehr Stunden anfallen oder ein höherer Stundensatz berechnet wird, wenn der Anwalt weiss, dass sich sein Mandant nicht um die Kosten sorgen muss.
Wer braucht eine Rechtsschutzversicherung?
Ob Sie eine Rechtsschutzversicherung benötigen und welche Bereiche diese abdecken soll, ist natürlich in erster Linie von Ihrem persönlichen Lebensstil abhängig. Ein guter Basis-Rechtsschutz ist im Prinzip für alle Personen eine gute Wahl, denn zu juristischen Auseinandersetzungen kann es immer wieder kommen, auch, wenn man selbst keine Verfahren anstrebt. Weitere Tarife oder Bausteine sind dann abhängig von Ihren Wünschen und Bedarfen: Für Immobilienbesitzer ist ein Immobilien-Rechtsschutz eine gute Wahl, wer häufig am Strassenverkehr teilnimmt, sollte über einen Verkehrsrechtsschutz nachdenken. Auch eine Beratung kann dabei helfen, den eigenen Bedarf zu ermitteln und die passende Versicherung zu finden.
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