Wer in der Schweiz lebt und arbeitet, ist verpflichtet, sich bei einer Grundversicherung anzumelden, um bei Erkrankungen und Unfällen Anspruch auf medizinische Versorgung zu haben. Dabei finanzieren sich die Grundversicherer über die Beiträge ihrer Mitglieder. Wie genau sich eine Grundversicherung finanziert und wofür Ihre Prämien genutzt werden, haben wir für Sie untersucht.
Grundversicherung: Finanzierung über Kopfprämien
Die Grundversicherung ist für alle Schweizer obligatorisch, bei den Grundversicherungen besteht Aufnahmepflicht: Jeder, der sich bei einer Grundversicherung anmeldet, wird als Mitglied aufgenommen.
Die Grundversicherung wird ausschliesslich über die Beiträge der Versicherten finanziert, es gibt weder Zuschüsse vom Arbeitgeber noch von anderer Seite. Diese Beiträge, die sogenannten „Kopfprämien“, sind für alle Versicherten innerhalb einer Versicherung und eines Kantons gleich. Bei der Berechnung nicht berücksichtigt werden das Alter, das Geschlecht und das individuelle Gesundheitsrisiko, etwa in Form von Vorerkrankungen. Auch die finanzielle Situation der versicherten Person spielt keine Rolle. Ausnahmen bilden Kinder und junge Erwachsene bis 25 Jahren: Sie erhalten Rabatte auf die zu leistende Kopfprämie.
So findet innerhalb der Kassen eine Umverteilung nach dem Solidarprinzip statt, das möglichst alle berücksichtigen soll: Alte zahlen nicht mehr als Junge und Gesunde nicht weniger als Kranke. Alle müssen den gleichen Beitrag zahlen und haben Anspruch auf die gleichen Leistungen im Krankheitsfall.
Unterschiede bei den Prämien: Kopfprämie nach Kanton
Trotz der für alle Versicherten gleichen Kopfprämie gibt es innerhalb der Schweiz deutliche Unterschiede bei der mittleren Prämie. Das liegt daran, dass die Kopfprämie immer pro Kanton berechnet wird. So kann es passieren, dass neben individuellen Rabatten auch der Wohnkanton einen grossen Einfluss darauf hat, wie viel Sie effektiv für Ihre Grundversicherung bezahlen müssen.
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Stationäre Behandlungen: Kostenbeteiligung von staatlicher Seite
Da die Zahlungen der Versicherten nicht ausreichen, um alle notwendigen Behandlungen zu finanzieren, beteiligt sich der Staat an den Kosten für Behandlungen im Spital. Die Krankenkassen übernehmen bei einer stationären Behandlung 45% der Kosten, 55% übernimmt der Staat. Dabei handelt es sich um ein aktuelles Problem in der Gesundheitsversorgung: Die Notwendigkeit, Kosten gering zu halten, führt zu kürzeren Spitalaufenthalten und früheren Entlassungen, was für die Patienten nicht immer von Vorteil ist.
Der Risikoausgleich in der Grundversicherung
Durch die Finanzierung ausschliesslich über Prämien können für einzelne Krankenkassen Nachteile entstehen: Versichern sich bei einem Grundversicherer besonders viele ältere Personen oder Menschen mit vielen Vorerkrankungen, entstehen der Versicherung im Vergleich mit anderen hohe Ausgaben.
Um dies auszugleichen, wird ein Risikoausgleich berechnet: Versicherungen, bei denen eine vergleichsweise niedrige Risikostruktur besteht, zum Beispiel, weil dort sehr viele junge Menschen versichert sind, zahlen einen Beitrag an den Risikoausgleich. Versicherungen mit einer hohen Risikostruktur erhalten Zahlungen aus dem Risikoausgleich. So soll verhindert werden, dass einzelnen Kassen höherer Belastungen entstehen als anderen – dies könnte nämlich dazu führen, dass eine Konkurrenz um junge und gesunde Versicherte entsteht, während Ältere und Personen mit Vorerkrankungen weniger berücksichtigt werden würden.
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Individuelle Reduzierung der Kopfpauschale: So geht`s
Auch wenn die Kopfpauschale für alle Personen in Ihrem Kanton identisch ist, können Sie durch verschiedene Massnahmen Einfluss darauf nehmen, wie viel Sie am Ende für Ihre Krankenversicherung bezahlen müssen.
Andere Franchise-Stufe
Statt der Standard-Franchise von 300 Franken können Sie auch eine höhere Franchise-Stufe wählen – vorausgesetzt, Sie sind grundsätzlich gesund und gehen nicht allzu häufig zum Arzt. Je höher nämlich die Franchise-Stufe ist, desto mehr Rabatt können Sie dafür erhalten. Hier gilt die Faustregel, dass mittlere Franchise-Stufen in der Berechnung eher schlecht dastehen: Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten vor allem die niedrigsten und die höchsten Franchise-Stufen. Für eine gute Ersparnis sollten Sie sich also für die höchste oder zweithöchste Franchise-Stufe, also 2000 oder 2500 Franken pro Jahr, entscheiden.
Anderes Tarifmodell
Auch die Wahl eines anderen Tarifmodells hat Einfluss auf Ihre Prämie – je weniger Kosten die Art der Versorgung verursacht, desto höher ist der Rabatt, den Ihnen die Krankenkasse anbieten kann. Eine mittlere Ersparnis bieten dementsprechend HMO- und Hausarztmodelle. Noch günstiger wird es meist im Apothekenmodell, am wenigsten bezahlen müssen die Versicherten für gewöhnlich in Telemedizin-Modellen. Können Sie sich vorstellen, auch ohne freie Arztwahl und mitreduziertem persönlichen Kontakt behandelt zu werden, können Sie durch die Wahl eines passenden Modells einige Franken sparen.
Anspruch auf Prämienverbilligung prüfen
Stellen die Beiträge an die Krankenkasse für Sie eine erhebliche finanzielle Belastung dar, da Sie nur über ein begrenztes Einkommen verfügen, kann es sein, dass Sie Anspruch auf Prämienverbilligung haben. Das bedeutet, dass ein Teil Ihrer Prämie von Ihrem Kanton übernommen wird, sodass Sie weniger an die Grundversicherung bezahlen müssen.
Während einige Kantone diese Verbilligung automatisch auf Basis der jährlichen Steuerzahlung berechnen, müssen Sie in anderen Kantonen einen Antrag dafür stellen. Prüfen Sie deshalb die Regelungen in Ihrem Wohnkanton und stellen Sie einen Antrag auf Prämienverbilligung, wenn Sie glauben, dass Sie die Voraussetzungen dafür erfüllen.
Trotz der grundsätzlich ähnlichen Preisgestaltung unterscheiden sich die Prämien der verschiedenen Grundversicherer, zudem ändern sich diese jährlich. Um nicht zu viel zu bezahlen, sollten Sie deshalb regelmässig prüfen, wie günstig oder teuer Ihre Grundversicherung im Vergleich zu anderen Versicherern ist. Mindestens einmal im Jahr können Sie den Anbieter wechseln: Nutzen Sie diese Möglichkeit, um Ihre Prämie auf dem bestmöglichen Preisniveau zu halten und nicht zu viel auszugeben.
Zusatzversicherungen: Prämienberechnung mit Risikoausgleich
Im Unterschied zur Grundversicherung handelt es sich bei den Zusatzversicherungen immer um freiwillige Tarife ohne Versicherungspflicht. Dementsprechend berechnen sich auch die Prämien anders: Zusatzversicherer dürfen Prämien auf Basis des ermittelten Risikoprofils berechnen. Das bedeutet, dass Sie mehr bezahlen müssen, je grösser das Risiko ist, dass Sie eine medizinische Behandlung benötigen. So sind viele Zusatzversicherungen für Älter und Menschen mit Vorerkrankungen sehr kostspielig und manchmal sogar unerschwinglich.
Möchten Sie Ihren Versicherungsschutz mit einer Zusatzversicherung ergänzen, sollten Sie diese möglichst früh im Leben abschliessen: In jungen Jahren kosten die Tarife meist wenig, zudem sichern Sie sich den Versicherungsschutz für die Zukunft: Eine Kündigung von Seiten der Versicherung aufgrund Ihres Alters oder einer Erkrankung ist nicht zulässig, sind Sie einmal versichert, bleiben Sie dies ein Leben lang, sofern Sie Ihren Teil des Vertrags erfüllen.
- Die Grundversicherung finanziert sich über die Beiträge ihrer Mitglieder
- Die sogenannte „Kopfprämie“ wird pro Kanton berechnet und ist unabhängig von Alter, Geschlecht und anderen Faktoren
- Der Risikoausgleich sorgt für gerecht verteilte Kosten zwischen den einzelnen Krankenkassen
- Durch Änderung der Franchise oder des Tarifmodells können Sie Rabatte auf Ihre Prämie erhalten
Unser Fazit
Die Berechnung der Krankenkassenprämie ist jedes Jahr ein wichtiges Thema, denn meist steigen die Kosten für die Versicherten. Lediglich im Bereich der Spitalversorgung beteiligt sich auch der Staat an den Kosten, alle anderen müssen die Versicherten selbst tragen.
Um trotz steigender Kosten und fehlender Zuschüsse nicht jedes Jahr tiefer in die Tasche greifen zu müssen, sollten Sie Ihren Versicherungsschutz regelmässig optimieren. Nutzen Sie unseren Vergleichsrechner, ändern Sie Franchise oder Tarifmodell oder wechseln Sie den Anbieter: So stellen Sie sicher, immer den bestmöglichen Tarif zu haben und Ihren Geldbeutel zu schonen. Nutzen Sie auch unsere zahlreichen Angebote, um den passenden Anbieter zu finden und Ihre Prämie zu optimieren: Ob Kündigung, Wechsel oder Änderung des Modells, wir unterstützen Sie bei der Bürokratie, beantworten Ihre Fragen und zeigen Ihnen den Weg zur besten Versicherungslösung.
Weitere Links und Quellen zu diesem Beitrag
- www.bag.admin.ch – Krankenversicherung: Risikoausgleich
- www.bpd.de – Die Finanzierung des Gesundheitswesens in der Schweiz
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